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ANTONIUS VAN DYCK (1599-1641)

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von Kunstmuseum-Hamburg.de

 

 

Die Kinder Karls I.


Unter den großen Bildnismalern der Vergangenheit stehen die zwei Romanen Tizian und Velazquez zwei reinen Germanen gegenüber, Frans Hals und Rembrandt diese haben das bürgerliche Holland gemalt, jene die vornehmere Welt Südeuropas bis hinauf zu den Fürsten und Königen. Der Antwerpener van Dyck ist als Künstler genommen ein halber Romane, ein Nachfolger von Tizian und Paolo Veronese. Er malt ebenfalls hauptsächlich Menschen der hohem Gesellschaftsklasse, genuesische Nobili und englische Aristokraten, und die Erscheinung der Niedriggeborenen weiß er angemessen zu steigern. Bei Tizian wäre es schwer zu sagen, welchem Geschlecht seine Kunst die vollkommenem Leistungen abgewonnen hat die stolze und kühle Art des Velazquez kommt am meisten in seinen Männerbildnissen zur Geltung van Dyck ist seinem Wesen nach zu allererst ein Maler der Frauen, auch seine Männer sind meistens in das Weiche und Weibliche verfeinert, wobei nicht selten schon ihr natürlicher Charakter seiner Auffassung ein gutes Stück entgegengekommen ist. Seine Bildnisse sind nach ihrem geistigen Gehalt und in der Art ihrer Ausführung sehr verschieden. Ihre Menge würde bei seiner nur vierzigjährigen Lebensdauer ohne die Mitarbeit zahlreicher Schüler und Gehilfen nicht zu begreifen sein, und namentlich während seiner letzten Periode in England macht sich das Fabrikmäßige in seiner Produktion stark geltend. Das unterscheidet ihn von Tizian und Velazquez, die sich bis zuletzt auf ihrer Höhe gehalten haben. Von den Gruppenbildern der Kinder des Königs Karl I. kann nur eines als eigenhändig gelten, das schönste und früheste, im Museum zu Turin: der älteste Prinz, der spätere Karl II., steht neben einem großen Hühnerhunde, er trägt noch Mädchentracht und ist etwa fünfjährig, das Bild ist also 1635 gemalt, und diese Jahrzahl findet sich auf einer Wiederholung. Auf unserm Dresdner Bilde, ebenfalls mit drei Kindern, hat der Prinz Beinkleider an, seine Geschwister sind etwas größer geworden, und alle drei sind von zwei Wachtelhunden (King Charles) flankiert. Die Kleider sind farbiger, und auch sonst hat das Bild mehr Lokalfarbe als jenes und im ganzen einen warmen Ton. Wiederholungen finden sich im Louvre (mit nur einem Hunde links), in Windsor und in Grove Park, diese mit der Jahrzahl 1635, aber die Darstellung muß um 1636 entstanden sein. Eine dritte, völlig neue Komposition, mit noch zwei jüngeren Kindern, haben wir auf zwei 1637 datierten Bildern in Berlin und in Windsor. Alle sind bessere Werkstattarbeiten, wie ein Vergleich mit eigenhändigen Porträts von van Dyck zweifellos dartut.

Aus dem Buch “Album der Dresdner Galerie” von 1904.


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