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DAVID TENIERS DER ALTERE (1582-1649)

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von Kunstmuseum-Hamburg.de

 

 

Im Dorfe


Die beiden David Teniers, Vater und Sohn» sind Antwerpener von Geburt» der Sohn siedelte dann in die Residenzstadt Brüssel über und wurde nächst Rubens der angesehenste Maler seiner Zeit. Sein Ruhm hat das Andenken des Vaters verdunkelt. Heute denkt man aber auch über die Kunst des Sohnes anders als ehedem. Wir finden seine Bauernhochzeiten, Kirmessen und Dorfkneipen einförmig» die Figuen sind unlebendig» die Gesichtstypen wiederholen sich bis zur Ermüdung. Aber ihre künstlerischen Qualitäten bleiben in voller Geltung: die sichere, geistreiche Zeichnung und der feine» bald silbergraue» bald goldwarme Farbenton. Anders als die Figuren wirkt bei ihm die Landschaft» sei es als Hintergrund oder selbständig hervortretend mit kleiner Figurenstaffage; sie befriedigt alle Ansprüche» und die Bilder dieser zweiten Art sind von dem größten Reize. Teniers versteht sich gut auf das Licht und auf die wechselnden Eindrücke des Himmels. Die flämische Landschaft ist an sich mannigfaltiger als die holländische» heiter und sonnig. Mit spitzem Pinsel setzt Teniers die Lichter auf, kleine blitzende Flecke oder auch dünne Streifen von Gold und Silber; sie beleben das wellige Erdreich mit seinen Steinen und Planzen, hüpfen von Strauch zu Strauch und locken unser Auge von Gegenstand Zu Gegenstand. Solche Landschaftsbilder malte schon neben vielem anderen, was uns heute nicht mehr interessiert, der Vater Teniers, und wenn sie ihm gut gerieten, sind sie von denen seines Sohnes kaum zu unterscheiden. Höchstens sind die Figuren nicht ganz so gut gezeichnet, wie sie der Sohn zu geben pflegt. Die Dresdner Galerie besitzt von ihm zwei winzige Dorfbildchen, deren eines hier in der Größe des Originals abgebildet ist. Es weckt in uns eine friedevolle Stimmung, mit den rauchenden Schornsteinen seiner traulichen Hütten und den sich unterhaltenden Bauern. Es wirkt aber auch künstlerisch fein und wohltuend durch den Gegensatz der warmen Farben zu dem Silbergrau des Regenhimmels.

Aus dem Buch “Album der Dresdner Galerie” von 1904.


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